📢 CAMPUS NEWS: Grundsteinlegung DESYUM

Wir werden in Zukunft Besucherinnen und Besucher mit auf eine interaktive Forschungsreise nehmen

Launige Reden und eifriges Gemörtel: Wenn ab 2025 im Besuchszentrum DESYUM eine solche Energie herrscht, wie bei der Grundsteinlegung Ende Mai, dann war diese Veranstaltung ein gutes Omen. „Ich liebe Baustellen, vor allem bei DESY“, sagte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank während der Feierstunde. „Sie stehen für Fortschritt. Und DESY ist einer der spannendsten und faszinierendsten Orte in Deutschland.“

Abbildung des zukünftigen Besucherzentrums

Mit seiner zentralen Lage auf dem Campus, der prägenden Gestaltung und der dauerhaften Wissenschaftsausstellung soll das DESYUM Anziehungspunkt für die Öffentlichkeit und zu einer festen Größe unter den Hamburger Attraktionen werden. Im DESYUM findet sich künftig auch der Welcome Service, das Servicezentrum für die vielen Tausend Gastwissenschaftler:innen, die DESY jährlich begrüßt. Außerdem arbeiten von dort die Abteilungen Presse und Kommunikation (PR) und Innovation und Technologietransfer (ITT).

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Letzte Handgriffe und sichtlich gute Stimmung bei der Grundsteinlegung des DESYUM. Die Zeitkapsel wird in den Grundstein gelegt. Bild: © DESY, Cristina Lopez Gonzalez

DESY-Direktor Helmut Dosch versprach, die Forschung auf dem Campus mit der Ausstellung im DESYUM für alle begreifbarer zu machen. „Das ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Wir brauchen die Bevölkerung, die der Wissenschaft vertraut.“ Und: „Wir sind mit unserer Forschung in einer unsichtbaren Welt unterwegs. Die Zukunft liegt in dieser unsichtbaren Nano-Welt.“ Das erwecke aber auch Angst, schüre Vorurteile. „Die werden wir im neuen Besuchszentrum abbauen.“ Karen Ong vom DESY-Schülerlabor ergänzte: „Wir werden in Zukunft Besucherinnen und Besucher mit auf eine interaktive Forschungsreise nehmen und das erlebbar machen, was sonst im Verborgenen liegt.“ Die Zeitkapsel zur Grundsteinlegung wurde bis zum Schraubdeckel gefüllt: unter anderem mit einer Ukraineflagge, einer Luftaufnahme der zukünftigen Science City Hamburg Bahrenfeld und dem DESY-Nachhaltigkeitsbericht. Die Kapsel wurde anschließend per Kran in der Baugrube versenkt.

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Traditionell wird die Zeitkapsel eines Grundsteins mit zeitdokumentarischen Gegenständen bestückt. Ein für alle Anwesenden denkwürdiger Augenblick, als DESY-Chef Helmut Dosch die Ukraineflagge in die Zeitkapsel legt. Bild: © Cristina Lopez Gomez

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Oben: Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank steuert ebenfalls etwas zur Zeitkapsel bei. Unten: Mit vereinten Kräften – Karen Ong, Leiterin des DESY-Schülerlabors in Hamburg mit Christian Harringa, administrativer DESY-Direktor. Rechts: Schwebezustand – der Grundstein hängt hoch über dem DESY-Campus und wird vom Kran behutsam in der Baugrube versenkt. Bild: © Cristina Lopez Gonzalez

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Team DESYUM: Christian Mrotzek und Jörg Niderehe bei der Grundsteinlegung Ende Mai auf dem DESY-Campus in Hamburg. Bild: © DESY, Cristina Lopez Gonzalez

Christian Mrotzek, Koordinator DESYUM in der DESY-PR

"So einen Ort hat es in DESYs Geschichte noch nicht gegeben"

Jörg Niederehe, Projektleiter DESYUM

"Zu verfolgen, wie etwas entsteht, das man bisher nur theoretisch am Computer gesehen hat, ist einfach das Beste."

🦺 Begeisterung am Rande der Baugrube: Interview mit den DESYanern Jörg Niederehe und Christian Mrotzek

Direkt am Kreisel hinterm Haupteingang entsteht derzeit das DESYUM, ein Multifunktionsgebäude mit Multifunktionsflächen. Zwei, die sich freuen, dass endlich schweres Gerät im Einsatz ist, sind Jörg Niderehe und Christian Mrotzek. Die beiden DESYaner beschäftigen sich seit Jahren mit dem Konzept fürs DESYUM. Niderehe ist Architekt in DESYs Bauabteilung, Mrotzek Koordinator des neuen Besuchszentrum in der PR-Abteilung. „Mit dem Baubeginn ist der Knoten geplatzt“, sagt Jörg Niderehe. „Zu verfolgen, wie etwas entsteht, das man bisher nur theoretisch am Computer gesehen hat, ist einfach das Beste.“ Christian Mrotzek nickt. „Es ist ein irre schönes Projekt. Ich bin froh, dass es von der Planung endlich in die Realisierung geht.“ Die beiden wissen, wovon sie reden. Deshalb haben wir mit ihnen gesprochen. Und wenn Sie dieses Interview gelesen haben, werden Sie das Bild auf dem Bauschild am Rand der Baugrube vielleicht noch einma l ganz anders betrachten – und sich gedanklich schon einmal ins Jahr 2025 beamen.

🦺 Christian Mrotzek, Jörg Niderehe, die zwei wichtigsten Fragen gleich zu Beginn: Für wen ist das DESYUM? Und welche Funktionen hat es?
 

JN: Das DESYUM wird ein Forum, eine Schnittstelle zur Öffentlichkeit und ein Treffpunkt für alle! Es wird das neue Besuchszentrum, wo Gäste Einblick in DESYs Forschungswelt bekommen. Außerdem wird es mit dem Welcome Service auch zur ersten Anlaufstelle für die Gastwissenschaftler:innen aus aller Welt. Das Gebäude wird zudem die neue Heimat für die öffentlichkeitswirksamen Abteilungen. Und sogar der Betriebssport bekommt einen eigenen Raum im 4. Obergeschoss mit Zugang zur Dachterrasse.
CM: Es wird ein Café/Bistro für alle geben – und zum ersten Mal auch einen Souvenirshop!
JN: Und all diese Funktionen spiegeln sich auch in der Architektur wider, zum Beispiel im offenen Atrium mit einer großen Veranstaltungsfläche für bis zu 200 Personen…
CM: …die wir aktiv und vielfältig bespielen wollen. Mit dem Science Café zum Beispiel. Und mit moderierten Abendvorträgen. Und natürlich bekommt das DESYUM eine permanente multimediale Ausstellung!

Hier kannt du den Baufortschritt live mitverfolgen 🎥:

Blick aus Richtung Kreisel
Blick aus Richtung Gebäude 6

🦺 Ein Highlight! Was wird dort gezeigt?

CM: Mit der Ausstellung machen wir DESY und unsere faszinierende Forschung für ein breites Publikum erlebbar! Wir werden zeigen, wie und woran DESY forscht – und was uns so einzigartig macht. Dazu gehören auch unsere Geschichte und unsere Kultur und natürlich die Menschen, die hinter dieser Forschung stehen. Wir wollen verständlich und begreifbar machen, wie aus der Grundlagenforschung bei DESY Innovationen werden und welche Bedeutung die Erkenntnisse, die hier gewonnen werden, für die Gesellschaft haben.

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Erlebnis Forschung: Der Ausstellungsbereich im Obergeschoss des DESYUMs zeigt in 13 thematischen Expeditionen DESYs Forschungswelt. Illustrationen: © Impuls-Design, T. Heinrich / B. Duraj

🦺 Es wird also ein ganz aktiver und attraktiver Ort, offen für alle…

CM: …den DESY in seiner Geschichte so noch nicht hatte. Es wird ein Treffpunkt für alle DESYanerinnen und DESYaner und für externe Besucher:innen.

JN: Im besten Fall bauen wir im DESYUM auch Hemmschwellen ab, weil hier externe Besucher:innen mit Wissenschaftler:innen direkt ins Gespräch kommen können, wenn das DESYUM erst einmal mit Leben erfüllt wird.

 

🦺 Abgesehen vom Atrium – wie spiegelt sich die Offenheit für alle in der Architektur wider?

JN: Ein umlaufendes Fensterband gewährt von allen Seiten Einblicke und schafft Transparenz. Es ist wie ein fließender Übergang von innen nach außen. Das Gebäude heißt alle willkommen!
CM: Wir setzen ein deutliches Zeichen: Jede(r) kann sich informieren, was DESY macht, wofür DESY steht, welche Bedeutung und welche Visionen DESY hat, woran DESY forscht.

 

🦺 Offenheit und architektonische Modernität auf dem Campus – wird das DESYUM DESYs neue visuelle Visitenkarte?

CM: Ja, diesen Anspruch verfolgt das Gebäude auch. Wer es sieht, soll schon denken: Das ist DESY!
JN: Von der Positionierung her hat es die städtebauliche Funktion eines „Landmark-Gebäudes“: Es ist der erste Anlaufpunkt für alle, die auf den Campus kommen. Das gilt auch Touristen, die DESY besuchen wollen, was bisher so nicht möglich war.

 

🦺 Ein besonderer Aspekt ist die Fassade: Welche Gedanken und Inspirationen stecken da drin?

JN: Bei einer ersten Führung über das DESY-Gelände ist unser Architekt Matthias Latzke vom Büro HPP Architekten auf eine alte Driftkammer mit haarfeinen Drähten gestoßen, die er – wie ein Zitat – gestalterisch in der Fassade mit aufgenommen hat. Im Projekt vereinen die „Fassaden-Fäden“ zudem die unterschiedlichen Nutzungen der verschiedenen Grundriss-Ebenen. Ein weiterer Entwurfsgedanke sind die Schwünge und Kreise im Grundriss, auf der Dachterrasse und auch in der Fassade – eine Anlehnung an DESYs Ringbeschleuniger.
CM: Die Gold-schimmernde Farbe der Fassade fällt natürlich im Kontrast zu den restlichen, eher silbrigen Gebäuden auch auf. Das war anfänglich nicht ganz unumstritten.
JN: Über Ton und Glanzgrad der Fassade wurde in der Tat lange diskutiert. Und das matte, zurückhaltende Hellgold ist ebenfalls eine Anlehnung an die Driftkammer und somit an die DESY-Geschichte.

 

🦺 Aus welchem Material besteht die Fassade?

JN: Das ist eloxiertes Aluminium. Das heißt: Durch das Eloxieren wird die oberste Metallschicht verändert. Es bildet sich eine Schutzschicht gegen Korrosion. Sollten wir also das Gebäude irgendwann einmal zurückbauen – auch dieser Aspekt wird bei der Planung beachtet –, müssten wir keine zusätzliche Beschichtung ablösen. Das Rückbaukonzept gilt auch für andere beim Bau eingesetzten Materialien, die getrennt und wieder in den Kreislauf zurückgebracht werden könnten.

🦺 Stichwort Nachhaltigkeit: Das DESYUM wird ein vom BNB zertifiziertes Gebäude (Prädikat Silber); das erste dieser Art auf dem Hamburger Campus. Was sind dafür Kriterien?

JN: Im Rahmen der Zertifizierung werden Kriterien bewertet, die den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten: vom Bau über die Nutzung bis zum Rückbau. Das sind nicht nur ökologische und technische Faktoren, sondern auch ökonomische und soziokulturelle Parameter. Das DESYUM wird ein hoch wärmegedämmtes Gebäude mit einem niedrigen Energiebedarf. Die benötigte Energie kommt aus dem DESY-Wärmenetz, aus der Kryo-Abwärme. Außerdem wird das Gebäude eines Tages an das neue Niedertemperaturnetz angeschlossen werden können; an die direkte Abwärme von PETRA III zum Beispiel. Auch die Lüftungsanlage wird dementsprechend angepasst. Das Gebäude wird nicht aktiv gekühlt, sondern bekommt nur einen außenliegenden Sonnenschutz. Bei der Lamellenfassade werden recyceltes und recyclebares Aluminium verwendet, das nur geschraubt wird. Und wir verwenden vorgefertigte Spannbeton-Hohldielen. Damit werden 30 Prozent Beton am Tragwerk eingespart. Das optimiert Bauzeit und Kosten und spart Material.

 

🦺 Viele Nachhaltigkeitsaspekte betreffen dann ja auch das Gebäude im Betrieb…

JN: Ja, hier werden zum Beispiel soziokulturelle, funktionale und ökonomische Faktoren bewertet. Das bedeutet auch, dass wir, wo möglich, schadstoffarme Materialien einsetzen. Das wird dann später im Betrieb gemessen und dokumentiert. Über die Beheizung des Gebäudes haben wir ja schon gesprochen. An dieser Stelle möchte ich auch noch das biodiverse Gründach mit Regen-Speicherfähigkeit erwähnen: Wir geben der Natur den Footprint des Gebäudes oben wieder zurück. Noch ein Aspekt in diesem Zusammenhang: Wir bauen auf einem vorbelasteten Feld. Das Gelände war ja mal ein alter Flughafen und ist damit als Industriebrache eingestuft. Wir werten also die Fläche auch aus ökologischer Sicht mit dem Bau auf!

 

🦺 Bei DESY wird ja auch an den Materialien der Zukunft geforscht. Stephan Roth und die „Sunny Zellulose“ zum Beispiel. Kommen diese Materialien denn am DESYUM zumindest testweise schon zum Einsatz?

JN:  Das wäre natürlich reizvoll! Wir sind aber kein Bauforschungszentrum. Es gibt vielleicht gewisse Dinge, die hier erforscht werden und die man mal applizieren könnte. Ich denke da an die Photovoltaik zum Aufstreichen. Aber es werden keine innovativen Materialien im Baueinsatz erforscht. Alles, was wir hier verbauen, sind eingeführte Produkte.

 

🌼 Vielen Dank fürs Interview!

Das DESYUM in Kürze

  • 3250 Quadratmeter Nutzfläche auf 6 Etagen (inklusive Untergeschoss)
  • Baukosten inklusive Erstausstellung: 28,7 Mio. Euro (Stand April 2023)
  • Das Gebäude wird zu 90 Prozent durch das Bundesforschungsministerium BMBF finanziert, zu 10 Prozent vom Land Hamburg
  • Bauliche Fertigstellung: Ende 2024. Danach folgt eine Inbetriebnahme-Phase von zwei bis drei Monaten.
  • Im zweiten Quartal 2025 soll das DESYUM an die Nutzer übergegeben werden.
  • Die Ausstellungseröffnung ist für April/Mai 2025 geplant

Bild: © DESY, Marta Mayer; Modell: HPP Architekten

 

Dieser Artikel erschien zuerst im Newsletter für DESY-Mitarbeiter:innen DESYInform, Ausgabe 06/2023 und wird hier mit freundlicher Genehmigung der Redaktion online veröffentlicht.