TONALi-Konzert: Schüler:innen bringen frischen Wind in klassische Musik und mischen dabei das CFEL tüchtig auf

Fehlt da nicht ein Buchstabe?

Das fragt sich der eine oder die andere beim Betreten des CFEL. In großen bunten Lettern begrüßt das Wort “UNVOLLENDE” die eintreffenden Zuschauer:innen und zeichnet ein Fragezeichen in die Gesichter der Gäste. Immer wieder überraschen die jungen Gastgeber:innen ihr Publikum an diesem Abend mit ihrer erfrischenden Darbietung, die sich mit dem Begriff “unvollendet” künstlerisch auseinandersetzt. Mit ihrer Performance aus Körperperkussion und Tanz leiten die jungen Künster:innen gekonnt zum musikalischen Highlight des Abends über — der Sinfonie “Die Unvollendete” von Franz Schubert, dargeboten durch das vierzigköpfige TONALi-Orchester unter der Leitung des jungen Dirigenten Aurel Dawidiuk.
 

Bassiger Sound, Elektro-Beats und einzelne Satzfetzen erfüllen das CFEL-Foyer

Fünfundzwanzig schwarz und weiß gekleidete Jugendliche schreiten über die zentrale Treppe aus dem ersten Stock hinunter in die große Eingangshalle und stellen sich vor dem Publikum auf. Aus verschiedenen Ecken hört man es rascheln, mal anschwellend, dann wieder abebbend. Hin und her huschen verschiedene Geräusche, flitzen durch die Stuhlreihen, verstummen, flammen wieder auf. Irritierte, neugierige Blicke aus dem Publikum versuchen zu ergründen, wo die Geräusche entstehen. Sanfte Klavier- und Flötenmusik webt filigrane Noten in den rhythmische Klangteppich — eine halbstündige Performance aus Tanz-, Sprech- und Klangperformance beginnt.

Warum hat Schubert seine Symphonie nicht fertig geschrieben?

In ihrer Vorbereitung zum Auftritt im CFEL werden die jungen Performer:innen durch die Pianistin Lal Karaalioglu und den Flötisten Juan Carlos Diaz, zweier Akademist:innen von TONALi, begleitet. Warum hat Schubert seine Symphonie nicht fertig geschrieben? Oder ist die Symphonie doch vollendet? Was bedeutet überhaupt das Wort „unvollendet“? Ein Begriff, der irgendwie zwischen Chance und Scheitern schwebt und uns unweigerlich nachdenklich stimmt. Ist „unvollendet“ und „unvollkommen“ dasselbe? Und wie sieht es mit „unvollendet“ und „unendlich“ aus? Was erscheint mir unvollendet in meiner Umwelt? Was ist vielleicht unvollendet in mir selbst? Mit diesen teils persönlichen Fragen setzen sich die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung von Lal und Juan künstlerisch auseinander. Auf ihrer Suche nach Erkenntnis, befragten sie sogar die Physik und drehten im Vorfeld mit einigen Wissenschaftler:innen von DESY und CFEL Videos, die wiederum Eingang in die Performance fanden.
 

"Die Generalprobe war eine echte Herausforderung für uns"

Klanghölzer, Klatschen, Stampfen und laute Sounds aus dem Boxen durchdringen das Foyer zwei Tage vor dem großen Auftritt und schallen bis in den dritten Stock. “Die Generalprobe war eine echte Herausforderung für uns. Wir haben empfindliche Messgeräte im Haus,” lacht Ralf Köhn, Forschungskoordination des CFEL. Ein Wagnis, das sich letzlich auszahlt. "Kunst einen ungewöhnlichen Rahmen zu geben, kann sich für alle Seiten lohnen," betont Katja Kroschweski, Leiterin des Relation Management von DESY, und berichtet weiter: “Wir erleben es immer wieder, dass DESY durch ungewöhnliche Veranstaltungsformate Zugänge zu Menschen schafft, die ihren Weg sonst nicht zu uns gefunden hätten. "Abgesehen davon bereichern diese Art von Events auch das Portfolio unseres DESY CONNECT-Netzwerks,” ergänzt Miriam Huckschlag, Refererentin im Relation Management. Schlussendlich hat sich der Einsatz aller gelohnt. “Die Unvollendeten” ist ein gelungenes und interessantes Experiment, das nach Wiederholung klingt.
 

🌼 DESY sagt Danke!