Abschied und Anfang – eine neue DESY-Ära beginnt: Beate Heinemann übernimmt den Posten an der DESY-Spitze.
Helmut Dosch geht nach 16 erfolgreichen Jahren in den Ruhestand. Beate Heinemann zieht ins Chefbüro ein – und ist nach 65 Jahren und sieben Männern die erste Direktoriumsvorsitzende unseres Forschungszentrums. Emotionen, Erlebtes und Erwartungen zum Wechsel gab es am 31. März 2025 im DESY-Hörsaal zur feierlichen Amtsübergabe.
👋 Tschüss Helmut! 👏 Moin Beate!
Das Interesse der DESYaner:innen und Ehemaligen an der Amtsübergabe von Helmut Dosch an Beate Heinemann war groß. Der DESY-Hörsaal entsprechend voll und viel zu klein. Neben den 350 DESYaner:innen vor Ort, schalteten sich fast 700 weitere Kolleg:innen und Alumni online dazu, um live dabei zu sein, wenn es hieß "Tschüss Helmut" und "Moin Beate".
Die Amtsübergabe im DESY-Video-Portal
Leider können wir die Videoaufzeichnung aus datenschutzrechtlichen Gründen nur intern zur Verfügung stellen. Wer einen DESY-Login hat, kann auf dem DESY-Webcast-Portal das Video anschauen.
🎦 Hier geht es zum Video
Doppelinterview mit Beate und Helmut
"Wir haben bei DESY diesen einzigartigen Spirit"
Er geht, sie kommt: Gipfeltreffen im Direktorium, Doppeltermin mit Beate Heinemann und Helmut Dosch. Die Stimmung an diesem trüben Dienstagnachmittag Mitte März ist heiter, in dieser Zeit zwischen Abschied und Antritt – nur wenige Tage vor Amtswechsel an der DESY-Spitze. Wir können das Echo hören; von Gelebtem und Geleisteten, von Wünschen und Visionen, von verpassten Gelegenheiten und möglichen Chancen. „Zurückblicken ist so gar nicht meine Art“, sagt Helmut Dosch noch vor der ersten Frage. Dabei gibt’s viel zu erzählen; auch vorausschauend in diesem kurzen und kurzweiligen Gespräch mit zwei großen Persönlichkeiten an der Schnittstelle ihres DESY-Lebens.
Vorbereitungstreffen auf den großen Tag der Staffelstabübergabe: Beate Heinemann und Helmut Dosch im Interview. Bild: © DESY, Marta Mayer
Beate Heinemann zum ersten Tag bei DESY:
"1987/88 als Schülerin mit dem Physik-Leistungskurs. Damals habe ich nicht viel von dem verstanden, was da erzählt wurde – DESY war für mich wie ein neues Universum."
Helmut Dosch zum Thema Karriereplanung:
"Irgendwann wird man Klassensprecher – und 35 Jahre später Sprecher von einem europäischen Konsortium."
🌌 Beate, Helmut – könnt Ihr Euch an Euren ersten Tag bei DESY erinnern?
Beate Heinemann: Ich hatte gleich drei davon: 1987/88 als Schülerin mit dem Physik-Leistungskurs. Damals habe ich nicht viel von dem verstanden, was da erzählt wurde – DESY war für mich wie ein neues Universum. Beim zweiten Mal war ich bereits an der Uni und für Praktika, Diplom- und Doktorarbeit häufiger auf dem Campus. Und letztlich kam ich 2016 nach 16 Jahren im Ausland zurück. Ich erinnere mich noch genau an den herzlichen Empfang der DESYanerinnen und DESYaner.
Helmut Dosch: Das allererste Mal war ich ca. 1988 auf dem DESY-Campus, als ich, zurück aus den USA, ein Projekt hier angemeldet hatte. Das waren Zeiten, mein lieber Mann... Wenn ich dann an meinen ersten Tag im Amt denke, fällt mir sofort das Wetter ein: trübe, Temperaturen im einstelligen Bereich. ‚Sauber‘ habe ich da nur gedacht.
🌌 Hattest Du eigentlich früh die Persönlichkeit oder den Wunsch, an der Spitze zu stehen, Helmut – oder hat sich einfach alles so ergeben?
Helmut Dosch: Eine schwierige Frage. Irgendwann wird man Klassensprecher – und 35 Jahre später Sprecher von einem europäischen Konsortium. Ich vermute mal, dass einige meiner Charaktereigenschaften schon passen: Ich bin eher zupackend und hab ein grenzenloses Selbstvertrauen; das braucht man auch. Ich war glaube ich immer sehr empathisch; auch das hilft. Und das nötige Durchsetzungsvermögen entwickelt man mit der Zeit. Einen durchgetakteten Karriereplan hatte ich aber nie. Heute würden alle sagen: „Mensch, Dosch, unglaublich!“– aber das war so. Ich kann mich noch erinnern: Als ich aus dem Haus ging hat mir mein Vater – er war Beamter bei der Bahn – noch nachgerufen: „Pass uff, egal wo Du bist und was Du machst: Mach deine Sache gut und jammere nicht rum.“ Und das habe ich befolgt, so hat sich eins nach dem anderen ergeben.
🌌 Wann war Dir, Beate, bewusst, dass Du in die Wissenschaft gehen wirst?
Beate Heinemann: Mir wurde erst während meines Au-Pair-Jahres nach dem Abi klar, dass ich Physik studieren möchte. Aber ich hatte nie die Vorstellungskraft dafür, Professorin für Physik zu werden. Das Rollenvorbild einer Professorin existierte damals in der Öffentlichkeit ja so auch nicht. Aber: Ich habe während des Studiums gemerkt, dass ich gut bin und dass es mir Spaß macht. So habe ich einfach immer weitergemacht. Vieles hat sich dann ergeben. Strategisch habe ich meine Karriere also auch nicht geplant.
Helmut Dosch: Ich muss noch dazu sagen: Die Zeiten waren damals einfach anders. Früher hat man mit jedem Tag einen Schritt vorwärts gemacht. Junge Menschen heute haben viel schwierigere Rahmenbedingungen.
Beate Heinemann: Das stimmt. Auch bei mir und meiner Generation hatten die Eltern – mein Vater war Rechtsanwalt, meine Mutter Krankenschwester – immer den Wunsch, dass es den Kindern (noch) besser geht; damals ein realistischer Wunsch.
💬 Möchtest du das gesamte Interview lesen?
📸 Und noch ein paar Impressionen aus der Veranstaltung
Bei dem Event hat man den DESY-Spirit richtig erleben dürfen. Die Stimmung war positiv und ausgelassen. Der Abschied für Helmut herzlich, das Willkommen für Beate begeistert. Für alle von euch, die bei der Amtsübergabe verhindert waren, haben wir ein paar Momente in Bild und Text zusammengefasst.
Das Who-is-Who der ehemaligen DESY-Direktoren kam zur Übergabe-Feier
Viele von ihnen sind gekommen, die Ex-DESY-Chefs und ehemalige Mitglieder des Direktoriums. Hier im Bild: links, Albrecht Wagner (DESY-Chef von 1999 bis 2009) zusammen mit dem 101-jährigen Herwig Schopper (DESY-Chef von 1973-80 und 1981-88 Generaldirektor am CERN), rechts. Herwig Schopper, sichtlich gut gelaunt, gilt als Pionier der experimentellen Teilchenphysik in Europa, ist Wissenschaftspolitiker, Zeitzeuge und Jahrhundertmensch. Mit ihm ins Gespräch zu kommen ist immer eine große Freude. Und dass er sich auf den Weg gemacht hat, um Helmut Dosch zu verabschieden und Beate Heinemann zu begrüßen, ist für beide und für DESY eine große Ehre.
Der Humor kam nicht zu kurz
Die Bühnenbeiträge verschiedener Laudator:innen waren nicht nur sehr persönlich, sondern für das Publikum auch sehr unterhaltsam. Absolut hitverdächtig: das Musikvideo des Teams des Direktoriumsbüros mit dem neuen DESY-Ohrwurm "Helmut geht chillen" (Melodie dem Evergreen "Santa Maria" entlehnt). Die Outfits der Gesangstruppe, eine Mischung aus Schlagermove, ESC und Tiki-Bar. Ob es ein Vermarktungspotenzial dieser DESY-Schöpfung gibt, wird gerade von den Kolleg:innen aus dem Innovations- und Technologietransfer geprüft.😉
Frank Lehner, am Tage Leiter des Direktoriumsbüros, DESY-Poet bei Nacht
🎶 Auszug aus dem DESY-Hit "Helmut geht chillen" liest sich am besten mit der Melodie von "Santa Maria" im Kopf (Hinweis für DESYaner:innen und Alumni der Gen Y und Z: bitte einmal auf Youtube "Santa Maria" von Roland Kaiser klicken)
Helmut geht chillen
Sonne, Strand, von Träumen getragen
Stiftungsrat kann er nun entsagen
in dem Fieber das wie Feuer brennt
Strophe 2:
Zuwendungsgeber
lassen Helmut nicht mehr erregen
stattdessen die Kanaren pflegen
Glück, für das man keinen Namen kennt
Refrain 1:
Er war der Chef von DESY, über sechzehn bunte Jahre lang,
Heiß war sein stolzer Blick und tief in seinem Inneren verborgen
brannte die Sehnsucht
Helmut will chillen (chillen)
den Schritt zu wagen
Helmut will chillen (chillen)
und Adieu zu sagen
Umdada Umdada…
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🎧 Interesse an den gesamten Lyrics? Dann schreib uns eine Email an connect@desy.de
Power-Trio für die Forschung
Von links nach rechts: Forschungsministerin für Brandenburg Manja Schüle, Forschungssenatorin und Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank und DESY-Vorstandsvorsitzende Beate Heinemann. Welcher Bühnenbeitrag genau die drei Damen so amüsiert, kann nicht mehr rekonstruiert werden.
Emotionaler Abschied nach 16 Jahren an der DESY-Spitze
Bewegende Momente zum Abschluss nach sechzehn bewegenden Jahren bei DESY. Sichtlich gerührt von den vielen persönlichen Worten der DESYaner:innen und internationalen Weggefährt:innen bedankt sich Helmut Dosch bei den anwesenden Gästen. Wie uns Helmut berichet, wird er bald sein neues Büro auf dem DESY-Campus beziehen. Helmut geht vielleicht mehr "chillen" als vorher, aber nach "Santa Maria" wird er wohl nicht übersiedeln. Sorry, Roland.
Die Bühnengäste
Von links nach rechts: Präsident der Uni Hamburg Hauke Heekeren, DESY-Vorstandsvorsitzende Beate Heinemann, Christine Joithe aus Zeuthen für den DESY-Gesamtbetriebsrat, Forschungsministerin für Brandenburg Manja Schüle, Ingrid Gregor für den Wissenschaftlichen Ausschuss DESY, Forschungssenatorin und Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg Katharina Fegebank, Mitglied des DESY-Stiftungsrates Thomas Lohse, ausscheidender DESY-Vorstand Helmut Dosch und seine Frau Margot Dosch. Volkmar Dietz, DESY-Stiftungsratsvorsitzender und Vertreter des Bundesforschungsministeriums (BMFTR) sendete eine Grußbotschaft per Video.
Visionen für die Zukunft – die erste Rede der neuen DESY-Chefin:
💪 Beate Heinemann hat einen klaren Plan für DESY und viel vor.
In ihrer Antrittsrede betont sie die Stärken von DESY, die Bedeutung von Grundlagenforschung und freier Wissenschaft sowie die Schlüsselrolle von PETRA IV für den Innovationsstandort Deutschland. Auch den Ausbau von Data Science will sie in den Fokus nehmen. Aber über allen Bestrebungen exzellenter Forschung steht der Teamgeist der Menschen bei DESY– er war und ist der Schlüssel für DESYs Erfolg an der Weltspitze. Hier Beates Antrittsrede in Auszügen:
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Moin DESY!
Ich freue mich sehr, morgen den Vorsitz des Direktoriums von DESY zu übernehmen. Viele von Euch haben mir im vergangenen Jahr herzlich gratuliert, und mich dann auch direkt gefragt: 1. Warum willst Du das machen? 2. Was willst Du dann ändern?
(...) Nun zu den beiden Fragen:
Die erste Frage lautet: Warum möchte ich den Vorsitz des Direktoriums übernehmen?
Die kurze Antwort ist, dass DESY eine tolle Einrichtung ist. Vier Gründe waren für mich besonders ausschlaggebend:
Der erste Grund sind die Menschen am DESY: Wir haben hier hoch kompetente, innovative, motivierte und engagierte Menschen, die nicht nur tolle Arbeit leisten, sondern auch warmherzig und hilfsbereit sind! (...) Es gibt wenig Arbeitgeber, die eine derart loyale und engagierte Belegschaft haben.
Der zweite Grund ist: DESY ist ein erstklassiges Institut: Die wissenschaftliche Begutachtung eines internationalen Expertengremiums hat kürzlich befunden, dass wir in allen Aspekten “exzellent” und in den meisten sogar “herausragend" (outstanding) sind. (...) Tatsächlich ist DESY eines der ganz wenigen Forschungsinstitute in Deutschland (und Europa), die je Milliardenprojekte in der Wissenschaft erfolgreich realisiert haben. Das bisher letzte war der Beschleuniger für das ehrgeizige 1,5-Milliarden-Euro Projekt European XFEL, der 2017 fertiggestellt wurde, ein echtes Meisterstück! Auch HERA war ein sehr ehrgeiziges Großprojekt - und blieb im Zeit- und Kostenplan. Dass DESY diese Projekte so gut durchgeführt hat, ist nicht Glück, sondern es liegt an dem hervorragenden DESY-Personal, das die Erfahrung und das Knowhow hat, Großforschungsanlagen zu konzipieren, zu bauen und zu betreiben. DESY hat daher auch eine große nationale und europäische Verantwortung. Es ist unsere Verantwortung erstklassige Forschungsinfrastrukturen zu ermöglichen, von denen viele Tausende Forschende in ganz Deutschland und Europa profitieren.
Dritter Grund für mich den Vorsitz übernehmen zu wollen: DESY wird in Deutschland, Hamburg und Brandenburg auch von der Politik sehr geschätzt und unterstützt. Das sehen wir heute daran, dass so hochrangige Vertreterinnen aus den beiden Sitzländern zu Gast sind. Der Bund finanziert DESY seit 65 Jahren, derzeit zu 90%, und setzt sich immer wieder für DESY ein. Insbesondere die Unterabteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter Leitung von dem Vorsitzenden des Stiftungsrates, Herrn Dietz, unterstützt uns tatkräftig. (...) Hier in Hamburg hat sich die Wissenschaft in den vergangenen 10 Jahren fantastisch entwickelt. DESY und die Uni Hamburg sind sehr enge Partner. Spitzenwissenschaft, Innovation und modernes Wohnen sollen in der Science City Hamburg Bahrenfeld kombiniert werden. Ich freue mich darauf, die Realisierung dieser Vision voranzutreiben, gemeinsam mit der Uni Hamburg, der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und die Bezirke und der Stadt Hamburg. Und das Land Brandenburg unterstützt DESY tatkräftig! Kürzlich wurde der Zeuthener Campus erneuert und erweitert. Er ist ein echtes Schmuckstück geworden und strahlt in die gesamte Region aus – sogar bis nach Sachsen, wo das Deutsche Zentrum für Astrophysik mit tatkräftiger Hilfe von DESY aufgebaut wird.
Und nicht zuletzt habe ich noch einen weiteren Grund: Mir ist es ein Anliegen die Bedeutung der Naturwissenschaft für die Gesellschaft zu kommunizieren: Der Wert von Wissenschaft wird in Deutschland glücklicherweise von allen demokratischen Parteien anerkannt. Aber das ist leider nicht überall auf der Welt so. Und auch in Deutschland haben laut Wissenschaftsbarometer 2024 9% der Bevölkerung kein Vertrauen oder eher kein Vertrauen in die Wissenschaft. (...) Die Physik erklärt uns unseren Alltag, z.B. warum die Sonne scheint oder warum Eisberge und Eiswürfel schwimmen. Das kann man auch schon mit kleinen Kindern besprechen, die ja von Natur aus neugierig sind, und auch mit Erwachsenen jeden Alters. Eine derartige niederschwellige Kommunikation ist mir wichtig, insbesondere um junge Menschen – auch Mädchen – für die Wissenschaft zu gewinnen, denn wir benötigen Menschen mit technischem Know-how, um die Herausforderungen unserer Zeit bewältigen zu können, für Wissenschaft und Wirtschaft. Und wir haben in Deutschland kein wertvolleres Gut als talentierte Menschen. (...)
Und die zweite Frage, die häufig von Euch bzw. Ihnen kam, lautet: Was möchte ich ändern?
Auch das ist eine wichtige Frage. Aber genauso wichtig ist: Was möchte ich nicht ändern, d.h. was möchte ich beibehalten?
Ich möchte, dass DESY weiterhin ein in jeder Hinsicht vielfältiges Labor ist, welches 1. exzellente Forschung mit Photonen, in der Teilchen- und Astroteilchenphysik, in der Beschleunigerphysik und den notwendigen Technologien, insbes. Detektoren und Computing, vorantreibt und 2. erstklassige Forschungsanlagen für tausende Forschende betreibt.
Zurzeit sind wir mit vielen wichtigen Projekten in Wissenschaft und Bau beschäftigt: der Bau der Spurdetektoren für ATLAS und CMS, der Detektoren für das IceCube-Upgrade in der Antarktis, die Teleskope füt CTA und die Kamera für den ULTRASAT Satelliten, die Ausbaumaßnahmen bei den Beschleunigern FLASH und European XFEL, und die Fertigstellung der Gebäude DESYUM, CAST und der DESY Innovation Factories. Und all diese –teilweise wirklich sehr schwierigen – Projekte sollen in drei Jahren fertig sein! Das kann nur durch eine große Kraftanstrengung von uns allen gelingen, und ist von höchster Priorität.
Ich möchte auch, dass DESY weiterhin ein vertrauenswürdiger Partner ist, für nationale und internationale Wissenschaftseinrichtungen und Industriepartner – und sich weiterhin für Freiheit einsetzt – Freiheit in der Wissenschaft, aber auch allgemein im Denken und Leben.
Ich möchte auch, dass DESY weiterhin primär hervorragende Grundlagenforschung macht, aber die Gesellschaft soll auch möglichst schnell von unseren Erkenntnissen profitieren. Daher ist mir auch das Thema Innovation weiterhin wichtig.
Und ich möchte, dass DESY ein guter Arbeitgeber ist, der die Beschäftigten respektiert und ihre Leistungen wertschätzt - und Nachhaltigkeit und Diversität fördert und lebt. Und dass DESY weiterhin viel in die Ausbildung des Nachwuchses auf allen Ebenen investiert. Es kommen jetzt schon jedes Jahr über 13.000 Schulkinder auf unsere beiden Campi, wir bilden Fachkräfte aus KITAs und Schulen weiter und wir bilden jedes Jahr dutzende Azubis und Hunderte Promovierende und Postdocs aus. Das ist mir wichtig.
Nun zu den Dingen, die ich verändern möchte:
(...) Ich möchte, dass wir hier vor Ort ein neues Großprojekt bauen: PETRA IV, die weltweit beste Quelle für Röntgenstrahlung, die schon seit Jahren hier von einem sehr kompetenten Team vorbereitet wird. PETRA III hat schon jetzt jedes Jahr mehr als 7000 Besuche von Forschenden, die vor allem aus ganz Deutschland und den anderen europäischen Ländern kommen, um Spitzenforschung in vielfältigen Gebieten zu machen. Mit PETRA IV wird sich das noch wesentlich steigern und zudem bietet PETRA IV auch fantastische Analysemethoden für die Industrie. Ich habe mir in den vergangenen zwei Jahren insgesamt zehn Synchrotrons auf der Welt angeschaut – in den USA, China und Europa – und fast alle planen auch ein Upgrade ihrer Anlagen, in Grenoble, China und den USA sind diese sogar schon ganz oder fast abgeschlossen. Mit PETRA IV wird Europa sich im internationalen Wettbewerb mit den USA und China wieder an die Spitze stellen. Und jeder Euro, der in PETRA IV investiert wird, wird schon nach zehn Jahren Betrieb seinen Wert mindestens verfünffacht haben. Unser fantastisches Planungsteam hat schon jetzt eine sehr detaillierte Planung erstellt. Wir werden es daher sicherlich schaffen, das Projekt im vorgesehenen Zeit- und Finanzrahmen umzusetzen, wenn es nun zeitnah genehmigt wird.
Ich möchte auch das Thema Computing und Digitalisierung weiter vorantreiben: Digitale Methoden (z. B. Künstliche Intelligenz) entwickeln sich rasant und bieten viele Chancen in allen möglichen Bereichen von DESY, z.B. beim Betrieb der Beschleuniger, bei der Auswertung von Daten, oder auch um eine bessere Transparenz, mehr Standardisierung und eine Vereinfachung von Prozessen zu erreichen. Unsere Forschungsanlagen liefern sehr vielfältige und interessante Daten, und daher erhalten junge Leute hier eine hervorragende Ausbildung. Nichts ist ja spannender für Datenwissenschaftler:innen als interessante Daten. Davon profitiert auch unser Umland: viele der Promovierenden, arbeiten danach in der lokalen Wirtschaft im Thema Datenwissenschaft. Die wissenschaftliche Begutachtung hat auch unsere Aktivitäten am DESY im Bereich Datenwissenschaft als „outstanding“ bewertet. Dies sollten wir nutzen, um hier in der Science City einen Leuchtturm für „Data Science“ in Norddeutschland gemeinsam mit den Uni Hamburg aufzubauen: mit einem neuen gemeinsamen nachhaltig konzipierten Rechenzentrum und einem Kompetenzzentrum, in dem Expert:innen aus der Datenwissenschaft mit den Expert:innen aus den Fachwissenschaften Probleme gemeinsam lösen. Auch in Zeuthen ist Computing ein wichtiges Thema, insbesondere mit dem neuen Science and Data Management Center, dem Center for Quantum Technology Applications und der nahe gelegenen TU Wildau, die einen Schwerpunkt im Thema Informatik hat.
Zudem möchte ich die Zusammenarbeit und Kommunikation am DESY fördern. Wie können wir die Vernetzung zwischen Menschen in allen Bereichen und auf allen Ebenen verstärken, und damit mehr Austausch von Ideen, Kompetenzen und Erfahrungen ermöglichen? Darüber sollten wir gemeinsam nachdenken. z. B. im Bereich von KI, aber auch im Bereich der Ingenieurkompetenzen. Ich möchte die interne Kommunikation insgesamt weiter stärken. Die Bedeutung von Kommunikation kann man, meiner Meinung nach, gar nicht überschätzen. Und sprecht mich bitte gerne auch direkt an, wenn Ihr Verbesserungsbedarf seht oder sogar direkt Verbesserungsvorschläge habt! (...) Wir leben in schwierigen und unsicheren Zeiten. Und leider hat der finanzielle Druck in den vergangenen 2-3 Jahren teilweise zu Überlastung und Frustration bei Euch geführt. Ich werde alles dafür tun, dass diese schwierige Phase nun hoffentlich schnell überwunden wird. Meiner Meinung nach ist es in schwierigen Zeiten besonders wichtig, dass wir zusammenstehen und einander unterstützen, inspirieren - und einander zuhören.
Mein Vater hat mich schon in den 70er Jahren ins Volksparkstadion mitgenommen, und daher bin ich seitdem HSV-Fan und habe viele Höhen und Tiefen erlebt (...) Auch im Fußball ist es einerseits wichtig, dass man hervorragende Einzeltalente hat (...), aber andererseits ist es noch wichtiger, dass es einen Teamgeist gibt. Nur so kann man Weltmeister werden (oder im Falle des HSV den Aufstieg schaffen!) Und so ist es auch bei DESY: Zum Glück spielen wir schon lange nicht mehr um den Aufstieg, sondern wir sind schon in der Weltspitze.
Aber um dort zu bleiben bzw. Weltmeister zu werden, brauchen wir genau das: Die Stärken aller einzelnen – von Leitenden Wissenschaftler:innen bis zu den Auszubildenden – und eine gute Zusammenarbeit zwischen uns allen. Marie Curie hat schon vor 100 Jahren gesagt: „Individuelle Brillanz ist wertvoll, aber große wissenschaftliche Durchbrüche entstehen erst durch Teamarbeit.“ In dem Sinne freue ich mich mit Euch allen in diesem Team in den nächsten fünf Jahren zusammenzuarbeiten und bin sicher, dass wir lokal, regional, national und international eine herausragende Rolle spielen werden.
Zum Schluss möchte ich mich noch bei Helmut bedanken. Er hat DESY, gemeinsam mit den jeweiligen Mitgliedern im Direktorium und allen Beschäftigten, zu einem sehr modernen Forschungszentrum von Weltklasse entwickelt. Insbesondere ist der Bereich Photon Science stark aufgewachsen, und das ohne die anderen Forschungsbereiche zu schwächen. Dies ist ein wahres Kunststück und somit erbe ich jetzt ein wirklich vielfältiges, modernes und sehr leistungsfähiges Labor. Die Begutachtung spricht ja für sich: besser geht es gar nicht. Also, herzlichen Dank Helmut für alles, was Du für DESY geleistet hast, sowie für die Unterstützung, die Du mir persönlich stets gegeben hast. (...)
Beate über die DESYaner:innen:
"Wir haben hier hoch kompetente, innovative, motivierte und engagierte Menschen, die nicht nur tolle Arbeit leisten, sondern auch warmherzig und hilfsbereit sind!"
Zur Realisierung von Großforschnungsanlagen:
"Tatsächlich ist DESY eines der ganz wenigen Forschungsinstitute in Deutschland (und Europa), die je Milliardenprojekte in der Wissenschaft erfolgreich realisiert haben."
Stärkung der Naturwissenschaften für eine zukunftsfähige Gesellschaft:
"...denn wir benötigen Menschen mit technischem Know-how, um die Herausforderungen unserer Zeit bewältigen zu können, für Wissenschaft und Wirtschaft. Und wir haben in Deutschland kein wertvolleres Gut als talentierte Menschen."
PETRA IV setzt DESY an die Weltspitze:
"Mit PETRA IV wird Europa sich im internationalen Wettbewerb mit den USA und China wieder an die Spitze stellen. Und jeder Euro, der in PETRA IV investiert wird, wird schon nach zehn Jahren Betrieb seinen Wert mindestens verfünffacht haben."
Beate will Data Science und Computing weiter ausbauen:
"Die wissenschaftliche Begutachtung hat auch unsere Aktivitäten am DESY im Bereich Datenwissenschaft als „outstanding“ bewertet. Dies sollten wir nutzen, um hier in der Science City einen Leuchtturm für „Data Science“ in Norddeutschland gemeinsam mit der Uni Hamburg aufzubauen."
Den DESY-Spirit fördern und den Teamgeist stärken:
"Aber um dort [an der Weltspitze] zu bleiben bzw. Weltmeister zu werden, brauchen wir genau das: Die Stärken aller einzelnen – von Leitenden Wissenschaftler:innen bis zu den Auszubildenden – und eine gute Zusammenarbeit zwischen uns allen. Marie Curie hat schon vor 100 Jahren gesagt: 'Individuelle Brillanz ist wertvoll, aber große wissenschaftliche Durchbrüche entstehen erst durch Teamarbeit.'"
Beates Dank an Helmut:
"Also, herzlichen Dank Helmut für alles, was Du für DESY geleistet hast, sowie für die Unterstützung, die Du mir persönlich stets gegeben hast."
🌼 Beate, wir wünschen dir viel Erfolg in deinem neuen Job! Helmut, willkommen bei DESY CONNECT!
Das Interview erschien zuerst im Newsletter für DESY-Mitarbeiter:innen DESYInform, Ausgabe März 2025 und wird hier mit freundlicher Genehmigung der Redaktion online veröffentlicht. Die Bilder des Interviews sind von der DESY-Fotogafin Marta Mayer aufgenommen. Die Fotos im Hörsaal während der Amtsübergabe sind von Daniel Reinhardt fotografiert worden.